„Wir sind eine Familie“ 

Theatergruppe „Enter the stage“ mitten in den Proben zu „Hercules – From zero to hero“ 

Von Judith Heinrich   

Mit ihren professionellen und aufwendigen Inszenierungen hat die Theatergruppe „Enter the stage“ der Realschule auf sich aufmerksam gemacht. In diesem Schuljahr geht es in die griechische Antike. Die Proben für „Hercules – From zero to hero“ sind in vollem Gange. Die Theatergruppe „Enter the stage“ wurde 2014 gegründet. „Ich
wollte einen ansprechenden und einladenden Namen“, berichtet Josef Früchtl, der das Schülertheater leitet. Damals stand ein Budget von 100 Euro zur Verfügung und mehr als einen Weihnachtssketch trauten sich Früchtl und die sechs Schüler noch nicht zu. Aus diesen Anfängen ist eine professionelle Theatergruppe mit 31 Schülern geworden. Neben den Schauspielern hat „Enter the stage“ auch Techniker, ein Deko-Team für die Kulissen und Requisiten, eine Garderobiere sowie ein Social-Media-Team. Im Web macht die Theatergruppe mit ihrem Podcast sowie einem eigenen Trailer zum Stück von sich reden. Nachdem bislang die Referendare an der Schule Früchtl mit seinem Projekt unterstützt haben, ist seit diesem Schuljahr Lehrerin Franziska Herzog die stellvertretende Leiterin.  

Arbeit hinter den Kulissen 

Die Stücke wurden immer größer und die Inszenierungen immer aufwendiger. Das machte die umliegenden Firmen auf „Enter the stage“ aufmerksam. Sie unterstützen das Schultheater finanziell. Weitere Unterstützer sind die Schule und der Förderverein der Realschule. Außerdem wird das Wahlfach durch das Programm „gemeinsam.Brücken.bauen“ des bayerischen Kultusministeriums gefördert. Doch nicht nur ein großes finanzielles Budget steht der Theatergruppe zur Verfügung, auch bei den Kostümen und Requisiten kann sie aus den Vollen schöpfen. „Unser Fundus platzt aus allen Nähten“, bestätigt Früchtl. Um die Kostüme kümmert sich Garderobiere Milena, die die Kleidungsstücke und Accessoires abändert, anpasst und, mit Etiketten versehen, aufbewahrt. Gut zu tun haben auch die sechs Schüler der Requisite, die von den Schauspielern unterstützt werden. „Für jeden gibts hier Arbeit“, bestätigen sie. Mit handwerklichem Geschick setzen sie die Ideen und Vorstellungen um. Früchtl, der laut eigener Aussage schon immer „Theater-affin“ ist, betrachtet das Theater als Show, als Gesamtkonzept. Darum setzt er seine Adaptionen der Theaterstücke als Musical um. Nicht nur die Schauspielerei kommt zum Tragen, auch Tanz, Gesang und Lippensynchronisation gehören dazu. „Enter the stage deckt quasi alles ab“, fügt Früchtl hinzu. In diesem Schuljahr wird „Hercules – From zero to hero“ aufgeführt. Als Vorlage diente der Disneyfilm „Hercules“. Bei der Umsetzung dürfen die Schüler ihre eigenen Ideen und Vorstellungen einbringen. Gezielt geben die Lehrkräfte auch Verantwortung an die Schüler ab, um deren selbstständige Arbeitsweise zu fördern und zu honorieren. „Ich muss die Schüler ein ganzes Schuljahr an der Stange halten“, sagt der Lehrer.   

Muskeln wie Hercules  

Diese Haltung zahlt sich aus. Die Schüler sind laut Früchtl mit viel Engagement und Zuverlässigkeit Teil der Gruppe. Mitunter sind die Mädchen und Jungen dreimal pro Woche bei den Proben, um die hohen Erwartungen an die Aufführung zu erfüllen. Der Hercules-Darsteller zum Beispiel geht regelmäßig ins Fitnessstudio, um Muskeln wie der griechische Heros aufzubauen. Früchtl steht in einer Nebenrolle selber auf der Bühne. Das gehört für ihn zur Authentizität: „Auch ich als Lehrer erhalte Anweisungen und muss sie auf der Bühne umsetzen.“ Die Theatergruppe versteht sich als große Familie. Unterschiedliche Charaktere von der fünften bis zur zehnten Klasse kommen zusammen, um gemeinsam ein großes Projekt auf die Füße zu stellen. „Bei uns ist jeder willkommen“, betont Früchtl. Auch Charakterköpfe, die auffallen, seien Teil der Gruppe. Das gemeinsame Ziel, eine tolle Aufführung auf die Beine zu stellen, verbinde: „Nur gemeinsam klappt’s. Da muss man sein Ego wegschieben.“ Das Theater gibt laut Früchtl Schülern die Möglichkeit, sich losgelöst vom starren Konzept im Klassenzimmer auf der Bühne zu präsentieren. „Es macht Spaß, die Entwicklung der Schüler zu sehen“, berichtet Früchtl. Ein Schüler zum Beispiel, der als introvertiert galt, habe auf der Theaterbühne richtig gestrahlt. Auf der Bühne gewinnen die Schüler an Selbstbewusstsein: „Ich muss mir das zutrauen, vor vielen Leuten zu sprechen.“  

Konzentration Teamfähigkeit 

Man muss sich auf der Bühne  wohlfühlen und keine Angst  davor haben, vor Leuten zu reden“,  sind sich die Mitglieder von „Enter  the stage“ einig, welche Voraussetzungen man als Schauspieler mitbringen sollte. Wie Lehrer Josef  Früchtl betonen sie die Gemeinschaft, die in der Theater-AG  herrscht. „Wir sind sehr verschieden und es harmoniert trotzdem“,  meint Julia.  Die Schüler sind aus ganz unterschiedlichen Gründen zur TheaterAG gekommen: Manche haben sich  fürs Theater interessiert, andere haben frühere Aufführungen von „Enter the stage“ bewundert, einige    sind von der Schultechnik zur  Theatertechnik gekommen oder wie  Stefan, der kurzfristig als Schauspieler eingesprungen ist. Allen hat  es „extrem gefallen“, viele sind  schon seit einigen Jahren dabei.  Auf der Bühne müsse man nicht  nur seinen Text beherrschen, man  brauche Konzentration und Teamfähigkeit. Maya ergänzt, dass man sich auf seine Kollegen verlassen  können müsse, wenn mal etwas  nicht so läuft, wie geprobt.  Hauptdarsteller Simon sagt: „Vorher ist man aufgeregt, dann  will man von der Bühne nicht mehr  runter.“ Das bestätigt Früchtl: „Das  Theater ist wie eine Sucht.“   

„Wir sind eine Familie“ 
„Wir sind eine Familie“